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Autorin Teresa Hertwig spricht über hybrides Arbeiten nach Corona:

Nach den Ferien kehren viele ins Büro zurück – manche sicher auch unfreiwillig. Durch Corona gab es wenig Zeit zur Vorbereitung auf die Arbeit im Homeoffice. Jetzt ist der Übergang eigentlich besser planbar. Was gilt es jetzt zu beachten?

Auch wenn vieles unsicher blieb, hatten die Unternehmensentscheider:innen diesmal tatsächlich mehr Vorbereitungszeit. Umso erschreckender finde ich, wie viele sich bisher noch gar keine ernsthaften Gedanken über das neue Normal gemacht haben. Das heißt aber im Umkehrschluss: Jetzt werden die belohnt, die sich schon während der Lockdown-Phasen Gedanken gemacht haben, welche Regeln fürs Büro nach Corona gelten sollen. Meiner Meinung nach, sollte es diesmal keinen so harten Cut geben nach dem Motto: „So jetzt seid ihr wieder zurück. Alles wieder wie gehabt.“

Führungskräfte sollten am besten mit Vorlaufzeit kommunizieren, wann es in den neuen Normalbetrieb übergeht und was das genau für die einzelnen Mitarbeiter:innen bedeutet. Genau hier sollten aber auch schon die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter gehört werden. Das heißt nicht: Jeder muss bekommen, was er will, aber jede Unternehmensleitung sollte im Hinterkopf haben, dass sich im letzten Jahr vielleicht ganz neue Bedürfnisse gebildet haben und das zumindest in der Planung mit zu betrachten.

Was machen Mitarbeiter, die gar nicht zurück wollen oder sich weiterhin mehr Selbstbestimmung über den Arbeitsplatz und die Arbeitszeit wünschen?

Im Endeffekt sind Mitarbeiter:innen am Ende des Tages natürlich den Regelungen des Unternehmens unterworfen und weisungsgebunden. Ich bin da als Beraterin ein bisschen zwiegespalten: Einerseits finde ich es ein absolutes No-Go, wenn Chefs ihre Leute einfach komplett zurück ins Büro ordern, andererseits ist der Anspruch einiger nun bestimmen zu wollen, gar nicht mehr ins Büro zu kommen, auch überzogen. Wir befinden uns in einem Prozess, das heißt wir müssen uns gegenseitig zuhören, aber auch die Wirtschaftlichkeit in Betracht ziehen. Deshalb möchte ich nicht nur Unternehmer:innen, sondern auch Mitarbeiter:innen animieren, einmal durch die Unternehmerbrille zu schauen.

Wir müssen alle in den kommenden Prozess investieren, um am Ende das Beste aus beiden Welten zu bekommen. Führungskräfte müssen ihren Angestellten ein Stück Freiheit belassen und letztere müssen in die Verbesserung der Arbeitsprozesse und Absprachen investieren, damit diese Freiheit auch möglich ist.

Nur weil es die letzten Monate ganz gut geklappt hat, heißt das noch nicht, dass alles weiter reibungslos läuft. Für Unternehmen, die aus einer starken Präsenzkultur kommen, ist es durchaus sinnvoll, dort erst einmal eine hybride Arbeitsweise nach klaren Regeln anzustreben statt full remote zu gehen. Wenn jeder einfach nur macht, was er oder sie will, entstehen ganz unterschiedliche Arbeitskulturen parallel und Grüppchenbildungen.

Ein Recht auf Homeoffice gibt es in Deutschland ja nicht. Wäre das für Deutschland sinnvoll?

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es ein solches Gesetz braucht, sondern der Arbeitsmarkt das ganz von alleine regeln wird. Unternehmenslenker, die sich vor flexiblen Arbeitsmodellen komplett sträuben, finden am Ende keine guten Bewerber:innen mehr. Jetzt ist die Zeit, diesen Schritt mitzugehen, die Learnings aus dem Umgang mit der Pandemie zu nutzen und daraus eine neue Arbeitskultur entstehen zu lassen.

Wie kann das konkret aussehen?

“Jetzt werden die belohnt, die sich schon während der Lockdown-Phasen Gedanken gemacht haben, welche Regeln fürs Büro nach Corona gelten sollen.”

“Ich glaube nicht, dass es ein Gesetz für ein Recht auf Homeoffice braucht, sondern der Arbeitsmarkt das ganz von alleine regeln wird. ”

“Viele müssen jetzt den Wechsel schaffen, zu einer hybriden Arbeitsweise. In der Krise haben fast alle 100 Prozent remote gearbeitet.”

Ein guter erster Schritt wäre eine Umfrage zu machen unter den Mitarbeiter:innen: Wollen wirklich alle weiter teilweise im Homeoffice arbeiten oder wie ist die Verteilung? Welche Ideen haben sie, um den Übergang gut und produktiv zu gestalten? Wichtig ist außerdem offen und transparent zu kommunizieren. In welchem Stadium sind wir gerade? Wann tritt eine neue Regelung in Kraft? Was bedeutet das? Nur eine E-Mail rauszuschicken reicht allerdings nicht aus. Sondern echte Kommunikation über die Leitplanken des Unternehmens zur zukünftigen Zusammenarbeit. Das berührt Fragen wie:

  • Wie viele mobile Arbeitstage gibt es weiterhin?
  • Wie viele gemeinsame Präsenztage gibt es?
  • Wer ist wann über welche Kanäle erreichbar?

Viele müssen jetzt den Wechsel schaffen, zu einer hybriden Arbeitsweise. In der Krise haben fast alle 100 Prozent remote gearbeitet. Da waren alle auf der gleichen Kommunikationsebene. Das ändert sich jetzt und es passiert schnell, dass im Büro alles über den Schreibtisch hinweg besprochen wird und die, die weiterhin teils mobil arbeiten, von wichtigen Informationen oder Projekten ausgeschlossen werden. Transparenz ist jetzt essenziell und Kommunikationsrichtlinien wie Informationen, die im Büro ausgetauscht werden, auch für die mobil Arbeitenden zugänglich gemacht werden. Wer es jetzt nicht schafft, diese Leitplanken für das eigene Unternehmen zu schaffen – und da sehe ich Führungskräfte und Mitarbeiter:innen in der Pflicht – dem droht ein hoher Produktivitäts- und Motivationsverlust.

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